«KIDSWEST»

Intervention, mixed media

> INTERVENTIONEN «hierundort
kidswest Tscharnergut Bern 2009

Das Tscharnergut, die Pionierhochhaussiedlung in Berns Westen, wird heuer 50. Und die Kinder im Tscharnergut habens gut: Sie haben die kunstWerkstätten kidswest. Dort treffen sie sich mit Erwachsenen und anderen Kindern und brüten gemeinsam Ideen aus.
Raben waren das Jahresthema, es wurden sogar Nester gebaut, kind fühlte sich als starker, schlauer Rabe, KRAH!

Doch eines kalten Wintermorgens hingen unheimliche Plakate im Tscharnergut, darauf hockten dreiste, böse Rabenvögel und pickten die Schweiz kaputt. Die Kidswest – das kleine multiethnische Rabenvölklein – erkannten sich in dieser Rolle nicht wieder, traurig liess kind die Flügel hängen.

Was half?

Haus am Gern nahm die verunsicherte Schar mit auf eine kleine Reise von unten nach oben.

Zuerst wurde gelernt, dass zu jeder einzigartigen Identität eine einzigartige Unterschrift gehört, und deshalb wurden Bleistifte gespitzt und das Signieren geübt, geübt und bis zur Perfektion nochmals geübt. Nun fühlte sich die Rabenkolonie etwas besser. Dann gings an die Staatskunde. Das wichtigste dabei: Ein Land braucht ein Volk, ein Volk braucht eine anständige Regierung. Und das Land Schweiz, da wo das Tscharnergut liegt, wo auch kleine Zugvögel leben, zugezogene Raben aus Kosovo, Eritrea, Sri Lanka, Mazedonien und Etceteronien, hat einen Bundesrat. Dieser Bundesrat– und das ist doch sehr erstaunlich– tut meistens, was das Schweizervolk ihm sagt! Und sonst schlägt er sich mit sieben Departementen herum und sieben Departemente haben sich dann auch die kleinen Raben ausgedacht: Tierdepartement, Gelddepartement, Departement für Lesen, Schreiben und Reden…
Dann kleideten sie sich alle in bestes Tuch, auch Kravatte und dezenter Lippenstift fehlten nicht, eine echte Stretchlimousine parkierte mitten im Tscharni
(KRAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!)
und fuhr die Kidswest-Brut mitten auf den Bundesplatz.

Acht Raben verwandelten sich in zwei Bundesräte, fünf Bundesrätinnen und ihre Kanzlerin, und stolzierten flugs ins Bundeshausstudio zum Fototermin. Der Bundeshausfotograf Michael Stahl lichtete sie ab wie die ganz Grossen, Herr Bundespräsident HAns-Rudolf Merz gab grünes Licht für eine akkurate Reproduktion der offiziellen Bundesratsfotografie, und jetzt stehen sie da auf der Postkarte und auf dem Gigaplakat an der Tscharnergutfassade, selber ganz gross. Grossartig!
Haus am Gern gibt ihnen zehn Jahre, zwanzig vielleicht, und will sie dann wieder sehen, kräftig, stolz, ganz gross.

Und noch dies: Diese Produktion wurde nur möglich Dank der unentgeltlichen, unkomplizierten und herzlichen Unterstützung des Eidgenössischen Finanzdepartementes EFD, Herrn Bundespräsident Hans-Rudolf Merz, Herrn Michael Stahl, Herrn Daniel Dufaux vom Bundeshausstudio und vielen andern. Das ist auch ganz gross.

home    close