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 Einführung in das prämierte Werk von Rudolf Steiner und Barbara Meyer Cesta durch
Dr. Peter Vittali, Art Process Inspector API


Guten Abend

Sie haben sich sicher alle die Frage gestellt, wie es denn möglich war, dass zwei Künstler aus Biel den Berner Kunstpreis erhalten haben.

In der nächsten Viertelstunde, werden wir versuchen, uns möglichen Antworten auf diese Frage zu nähern. Rudolf Steiner und Barbara Meyer Cesta haben den Preis für ihr gemeinsames Werk erhalten, welches sie zusammen mit ihrer jeweils eigenen Arbeit entwickeln. Dieses Werk umfasst unter anderen das Projekt NAJIB , dass letztes Jahr in der Berner Kunsthalle gezeigt wurde, weiterhin die Körperschaft der Young Responsible Artits, kurz YRA, sowie das jüngere Projekt Fallada, dass weite Teile des Kantons Bern in Aufregung und Empörung versetzt hat. Wir werden uns heute aber noch einer anderen Gemeinschaftsarbeit von Barbara Meyer Cesta und Rudolf Steiner zuwenden: wir werden über Haus am Gern berichten.

Haus am Gern ist ein Unternehmen nach allen Regeln der Kunst und wurde vor vielen Jahren gegründet. Es befand sich zunächst in Roggwil Wynau, einem kleinen Ort bei Langenthal. Mir gefällt Roggwil Wynau und wenn sie einmal in die Nähe sind, sollten sie es sich unbedingt ansehen. Nachdem Wynau abgebrandt war, hat Haus am Gern ein neues Zuhause im ehemaligen Atelier des Malers Paul Robert in Biel gefunden. Wie werden zeigen, dass Haus am Gern und der Preis von Bern hier im Kunstmuseum Gern auf engste zusammenhängen und es wird klar werden, warum hier kein Zufall im Spiel war.

Aber wir werden uns mit der Analyse nicht zufriedengeben. Als Art Process Inspector von Haus am Gern war für uns vorallem die Synthese von Bedeutung.  Der Kunstschaffende aus Burgdorf oder Thun wird sich nämlich fragen, wie auch er oder sie eines Tages in den Genuss des Preises von Bern gelangen könnte, ohne deswegen in Bern leben zu müssen. Wir möchten diese Fragenden heute abend nicht mit leeren Händen entlassen und haben deshalb aus den vorgestellten Materialien 3 goldene Regeln extrahiert. 3 goldene Regeln für die Annäherung an den Preis von Bern.

Regel no1:

Denke deinem Museum

Bevor wir gleich zur 2 goldenen Regel kommen, hören wir uns zur Abwechslung kurz einen Ausschnitt aus einem Konzert von Haus am Gern Worship Orchestra an. (…)

Regel no2:

Fördere dein Museum

Um diese Regel besser zu verstehen zeigen wir einige locker zusammengestellte Impressionen von einem Routinebesuch bei Haus am Gern im Untergeschoss des Centre Pasquart in Biel: 
 
    

Damit sind wir auch schon bei der dritten und letzten goldenen Regel angelangt:

Regel no3:

Fördere dein Denken     

Zu diesem Zweck wurde der Verlag Haus am Gern gegründet. Haus am Gern verlegt Künstler und AutorInnen wie z.B den Berner Schriftsteller Franz Dodel. Franz Dodel arbeitet zur Zeit an einem Werk welches er nie beenden wird, dem Neverending Haiku. Haus am Gern hat dieser Arbeit einen Raum geschaffen, und in diesem Raum eine Klarheit geschaffen, in der 23 Personen 8 Stunden lang abwechselnd den Never ending Haiku von Franz Dodel gelesen haben. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet über diesen Anlass in ihrer Ausgabe vom 9. August 2003 unter dem Titel "im Netzwerk der Wege":

 

"Mit seiner Idee begibt sich Franz Dodel in illustre Gesellschaft. Denn obschon Haiku von jeher auf das Miniature festgeschrieben ist, existiert eine beinahe ebenso lange Tradition des japanischen Kettengedichts, der es um die kunstvolle Verknüpfung solcher Kleinststrophen zu tun ist. Doch auch wenn Formen wie Renga, Renshi oder Renku dem Autor Dodel als Vorbilder dienen mögen: Sein Never-ending Haiku zielt durchaus in eine eigene Richtung. In seinem mittlerweile auf 5000 Verse angewachsenen Langtext, an dem er nach Möglichkeit täglich arbeitet, begnügt er sich mit einigen wenigen formalen Vorgaben. Dodel spricht sich etwa gegen synthaktische Verstümmelungen, dafür umso stärker für ironische Volten aus und verpflichtet das Gedicht zu regelmässigen Reverenzen an Prousts <A la recherche du temps perdu>. Was in diesem locker geknüpften Korsett ensteht, ist ein weitläufiges Mäandern zwischen Sein und Werden, Erinnerung und Sprache, Meditation und Gedanken über das Ich.
«Ich mag den Stadtrand / wo das Netzwerk der Wege / ausfranst und abbricht», schreibt Franz Dodel irgendwo im Geflecht seiner Verse. An jenen Grenzorten, an welchen die gewöhnlichen Ordnungen ausser Kraft gesetzt sind, gelingen ihm die überzeugendsten Formulierungen, Bilder des Körperlichen, die Matsuo Bashô alle Ehre gemacht hätten. In ihrer scheinbar schwerelosen Fügung erreichen sie tatsächlich jene «Leichtigkeit / die die Schultern belüftet / und das Licht einschleust / in unsre Muskeln»

Nach diesem Blick auf die 8 Stunden Lesung von Franz Dodels Never-ending haiku zu Gast bei Haus am Gern fasse ich unsere Synthese noch einmal zusammen:  

Resumé

Regel no1:

Denke deinem Museum

Regel no2:

Fördere dein Museum

Regel no3:

Fördere dein Denken 

Wir denken dass alle Kandidaten im Wettbewerb um den grossen Preis von Bern diese Regeln beherzigen sollten. Wenn auch das nichts nützt, dann haben wir hier noch einen Geheimtip.  

Als Sie vorher die obere Treppenhalle durchquert haben, werden Sie sich sicher gefragt haben, was denn dieser Schinken in der Nische des Hauptsponsors Gottlieb Hebler bedeutet. Dieser Schinken ist ein Geschenk der Preisträger an die Stiftung "Kunst Heute", Barbara Meyer Cesta und Rudolf Steiner schenken diesen Schinken dem Stiftungsrat zum Verzehr.

 

Guten Appetit.

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