thurgauische kunstgesllschaft  
kunstraum
kreuzlingen  bodanstrasse 7a  
do-fr 17-20 sa 13-17 so 11-17 h
 rudolf steiner
skeet & trap
26 januar - 10 märz 2002
Vernissage freitag 25 januar 19:30h

mit Prof. Dr. Peter Schneemann
Dozent für Gegenwartskunst
Universität Bern


8 stunden s-8 freitag 1 märz ab 16-24h

die berner spannerfilme
vol. I-XX


Brot und Wein sonntag 24 februar 11h

Recherchen und Gespräch
mit Adi Blum
Salonier
Luzern

 SMITH & WESSON - 147X147cm - digiprint

 

 

Skeet & Trap
Rudolf Steiner im Kunstraum Kreuzlingen 26. Jan. bis 10. März 2002

«Das Auge reicht weit. Nütze diese Reichweite aus. Den Standort wählst du so, dass du weit siehst. Der Blick geht von vorne nach hinten und von links nach rechts. Die Abschnitte überschneiden sich.» Soldatenbuch `59

Die Begriffe «Skeet» und «Trap» bezeichnen zwei Varianten, Tontauben zu schiessen. Die Präzision beim Schiessen auf Tontauben liegt nicht im Zielen, sondern leicht daneben - immer leicht vor der flinken Scheibe. Beim «Trap» fliegt sie nach links, nach rechts oder geradeaus. Das Schrot hingegen bildet in der Luft eine Garbe in Form eines gestreckten Zeppelins. Mit Kunst hat das alles nichts zu tun. In der Ausstellung, die Rudolf Steiner im Kunstraum Kreuzlingen zeigt, wird denn auch nicht geschossen - gezielt schon, aber nicht abgedrückt. Steiner bleibt in seinen Arbeiten lediglich der offensiven Wirkung des Blicks treu und teilt zugleich den «Sehstrahl» ein: was vom Auge ausgeht, was eindringt, was übrigbleibt. Deutlich wird dieser Ansatz im Video «Skeet & Trap», das der Ausstellung den Namen leiht. Eingeklemmt zwischen zwei hohe Stellwände zeigt ein Monitor den unablässigen Versuch des Künstlers, über einen Metallstab die Landschaft zu peilen. Wie beim Zeichnen über den Daumen Maß genommen wird um Größenverhältnisse und Distanzen zu erkennen, entfaltet sich im Video die Landschaft selbst zu einer Folie mit Einschnitten, Kanten und Scharten, denen der Stab folgt, in die der Stab sich legt, die der Stab auch verbirgt. Das Werkzeug zu dieser «Alphabetisierung des Horizontes» liegt in Form einer Kiste mit sorgfältig abgestuften Metallstäben ebenfalls bereit.

Im Zentrum des Raumes stehen drei Metallboxen eines Recyclingunternehmens, dafür bestimmt, die Waffen der Region Bodensee aufzunehmen und der Verschrottung zuzuführen. Dazu fordern die Inserate auf, die der Künstler im Vorfeld der Ausstellung in regionalen Zeitungen schalten wird. Wenn die Mulden leer bleiben, aber auch wenn Waffen abgegeben werden - die Möglichkeit besteht am 19. Februar von 12 bis 21 Uhr unter Aufsicht eines Waffenexperten der Kantonspolizei Thurgau - bleibt ein Unbehagen, das ganz real mit der Welt außerhalb des Kunstraumes verbunden ist. Ein Unbehagen, das sich hinterhältig auch in anderen Arbeiten verbirgt; so entpuppen sich die großen runden Mandala-Scheiben erst beim zweiten Blick als Fotos aus dem Innern von Gewehr- und Pistolenläufen (fotografiert beim Wissenschaftlichen Dienst der Kantonspolizei Zürich). Und die Männergesichter, die aus fünf Monitoren unter der Decke angestrengt in den Raum blicken sind Modellauto-Piloten, die ihre Fahrzeuge per Funksteuerung über die Piste jagen. Gegenüber führt ein Akrobatikpilot vor seinem Flugzeug einen seltsamen Tanz auf: die 16mm Projektion zeigt das nochmalige körperliche Memorieren des Akrobatik-Programms kurz vor dem Flug. Hier ist der Blick im Gegensatz zu den Modellpiloten ganz nach innen gerichtet - und bei der Super-8 Installation mit dem Titel «Die Berner Spannerfilme» haben die BetrachterInnen sogar die Möglichkeit, während acht Stunden den obsessiven Blick eines unbekannten Voyeurs zu teilen (Freitag, 1. März 2002, 16 bis 24 Uhr). Trmasan Bruialesi

Vernissage: 25. Januar 19.30 Uhr, es spricht Prof. Dr. Peter Schneemann, Dozent für Gegenwartskunst der Universität Bern
Brot und Wein: Sonntag, 24. Feb. 11 Uhr mit Adi Blum, Salonier, Luzern

Öffnungszeiten: Do-Fr 17-20 Uhr, Sa 13-17 Uhr, So 11-17 Uhr

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