FREMDER SENDER
ein Multimediaprojekt 1.1.04 - 5.6.05
©rsbmc 2004/5
«Der Turm spricht zum Universum», schreibt Robert Delaunay 1909 in die linke obere Ecke seines Bildes «Turm. Erste Studie», dessen Motiv der Eiffelturm ist, von dessen Spitze ein Jahr zuvor die erste Radiosendung Europas ausgestrahlt wurde.
«Gemacht von Gaudi Roffler», steht auf dem Sendeturm des FREMDEN SENDERS, der in seinem Container im Prättigauer Dalvazza 15 «Sendungen» und 15 Monate lang geschwiegen hat, denn die 15 Sendungen des FREMDEN SENDERS wurden nicht über den Äther ausgestrahlt, sondern einzeln auf CD gebrannt an die «lieben Hörerinnen und Hörer» versandt.

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... ein Studio / Fremdenzimmer wurde in Dalvazza bei Küblis im Herzen des Prättigaus installiert :

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...und war Bibliothek, Salon, Datenverarbeitung und Ruhelager....ein Ausgangspunkt für Reisen in die Fremde und gleichzeitig auch Fremdenzimmer für Haus am Gern und seine in- und ausländische CREW.
Direkt an den Gleisen der Rhätischen Bahn gelegen, sollte er den Passagieren auch als auffälliger Fremdkörper Anlass zur Verwunderung geben.
...und 2004 während 366 Tagen in einer freien Folge von mindestens 13 Sendungen senden, was die CREW aus Berlin, Paris, New York, Prag, Warschau, Amsterdam, Jerusalem, Boll-Sinneringen erarbeitet.
Die CREW sind Kulturschaffende - mehrheitlich bildende KünstlerInnen aus aller Welt und dem Inland.
Sie erarbeiteten entweder im Satelliten oder in der weiten Welt eine Sendung, zeichneten ihre Beiträge akustisch auf und übermittelten sie an den FREMDEN SENDER. Dabei sind aber auch EXTRAS -Interventionen, Ausstellungen und handfeste Werke - enstanden.

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15 Sendungen, die so individuell und widerständig sind wie die Künstlerinnen und Künstler, die sie für den FREMDEN SENDER erdacht und aufgezeichnet haben. Kein kommerzieller Radiosender wird sie je senden, die 15 Sendungen, sie passen in kein Programm, denn «in der Tat wird mit der Industrialisierung des Äthers durch das drahtlose Broadcasting eine noch nie zuvor gekannte Massenwirkung immer gleicher Inhalte erreicht, die in Radio und Fernsehen bis heute keinen Platz für so etwas wie künstlerischen Individualismus lassen.» (Dieter Daniels, Kunst als Sendung).
Die 15 Sendungen sind also nicht massentauglich und haben, wie der Begriff «Sendung» auch, eine doppelte Bedeutung: zum einen sind sie medientechnische Emission, zum anderen haben sie eine bekenntnishafte Mission: diejenige der freien Kunst.
Die 15 Sendungen sind also für Leute bestimmt, die man Hörflaneure nennen möchte, die vor ihrem Klangmöbel sitzend die Knöpfe drehen und in die Weite der freien Imagination hineinhorchen: «Hallo! Hier Welle Erdball! ... Bruchstücke, Wortfetzen, Augenblicke ... Bitte suchen Sie nicht nach Zusammenhängen ... Wählen Sie aus, was Ihnen am besten gefällt, der Erdball meldet sich! Symphonie der Welt!» (F. Walter Bischoff auf Sender Breslau, 1927).

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Haus am Gern verzichtete aus guten Gründen auf flüchtige Kurzwellen - es soll Bleibendes, Nachhaltiges geschaffen werden.
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Die 15 Sendungen des FREMDEN SENDERS produziert und zusammengestellt haben Rudolf Steiner und Barbara Meyer Cesta aka rsbmc. In ihrer Edition Haus am Gern sind die 15 Sendungen in einer Sender-Box zusammengefasst erhältlich, die Auflage beträgt 50 nummerierte Exemplare.
Die 15 Sendungen und alle EXTRAS rund um den FREMDEN SENDER waren nur möglich, weil so viele Menschen das Projekt mitgetragen haben. Und dass der Container überhaupt in Dalvazza zu stehen kam, liegt an der Einladung von Peter Trachsels Hasena, dem Ortsansässigen «Institut für den fliessenden Kunstverkehr», welches auch das Stichwort «fremde» lieferte. Dem «unabhängigen Kunstraum» wurde dann das Sendeprogramm im Laufe des Schaltjahres doch etwas zu wild und zu fremd, worauf er den FREMDEN SENDER kurzerhand in seine Unabhängigkeit entliess. Ins Logo des FREMDEN SENDERS hat sich eben nicht ohne Grund der «Wilde Mann» eingeschlichen. Er trägt den Sendeturm an Stelle derTanne denKnüppel wollte er partout behalten.

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